Sonntag früh im Botanischen Garten Marburg, Pflanzenmarkt. Unsere Pflanzen haben wir abgeliefert, selber haben wir erst ab 13.00 Uhr Dienst am VEN-Stand. Das Frühstück fällt allerdings aus, denn am Ausgang werden wir angehalten, das Auto verliert Öl. Ein ADAC-Helfer ist bald da, entdeckt ein kaputtes Ölfilter. Erst anderthalb Stunden später kommt der Abschleppwagen. Ich fahre nicht mit nach Biebertal. Kalt und nass ist es, also gehe ich zum Aufwärmen ins Tropenhaus. Im Vorraum steht ein großes Bücherregal, daraus wähle ich eine Biographie über Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus*1). Der Anhang enthielt eine lange Liste wichtiger Ereignisse der Zeit vor etwa 500 Jahren. Und dort steht: Thomas Müntzer, hingerichtet durch Köpfen am 29. Mai 1525. Ein Artikelthema? Ja.

Möglicherweise war die Hinrichtung bereits am 27. Mai. Aber vor 500 Jahren.Thomas Müntzer war eine wichtige Person der DDR-Erinnerungskultur. Da das Zusammenwachsen von Osten und Westen noch immer nicht abgeschlossen ist, halte ich seine Erwähnung für sinnvoll. In Frankenhausen fand die letzte Schlacht der Bauernkriege statt, die die Bauern verloren. Dabei ließen 6000 Bauern ihr Leben in der Schlacht (gesamt ca 75000); ihr Anführer Thomas Müntzer wurde hingerichtet. Heute kann man in Bad Frankenhausen ein großes rundes Panorama-Bild des DDR-Künstlers Werner Tübke*3) ansehen. Es ist überwältigend. Man sollte viel Zeit dafür mitbringen, um alle Einzelheiten wahrzunehmen.

Als Deutscher Bauernkrieg*2) (in der jüngeren Forschung teilweise auch Revolution des gemeinen Mannes) wird die Gesamtheit der Aufstände von Bauern, Städtern und Bergleuten bezeichnet, die 1524 aus ökonomischen und religiösen Gründen in weiten Teilen Thüringens, Sachsens und im süddeutschen Raum, speziell Franken, Tirol und der Schweiz ausbrachen. In deren Verlauf stellten die Bauern mit den Zwölf Artikeln von Memmingen erstmals Forderungen auf, die als frühe Formulierung von Menschenrechten gelten. In diesen Kämpfen, die schon viel früher, z.T. schon im 12. Jahrhundert begannen, kämpften die armen leibeigenen Bauern gegen die Unterdrückung und die von Kirche und Adel verursachte Ungleichbehandlung.
Thomas Müntzer*4) war Priester und bewunderte Martin Luther. Allerdings richtete sich sein Widerstand nicht nur gegen die vom Papsttum beherrschte geistliche Obrigkeit, sondern auch gegen die ständisch geprägte weltliche Ordnung. Er agitierte und kämpfte selber mit für die gewaltsame Befreiung der Bauern. Wegen Müntzers radikaler sozialrevolutionärer Bestrebungen (…) distanzierte sich Luther zu Beginn des Bauernkrieges von ihm. (…) Im April 1524 fertigte er (Müntzer) als Symbol des „ewigen Bundes mit Gott“ eine Regenbogenfahne (heute Symbol der Lesben-und Schwulen), die zum Symbol der Aufständischen in der Region Mühlhausen wurde.
Die Zusätze Thomas-Müntzer-Stadt für Stolberg/Harz und Mühlhausen wurden nach der Wiedervereinigung 1989/90 gestrichen (im Gegensatz zu den Lutherstädten Eisleben und Wittenberg.
Alle Bilder sind Screenshots aus denzitierten Wikipedia-Beiträgen
*2) wikipedia. Deutscher Bauernkrieg