Migration

Das Wort kommt von Lateinischen migrare = wandern. Wandern ist ein beliebter, gesunder Sport. Schon das kleine Kind, das gerade laufen gelernt hat, will wandern, seine Welt erkunden. Aber nicht nur die Menschen wandern. Wir kennen es von Tieren auf dem Land, im Wasser, in der Luft. Pflanzen wandern, menschliche Erfindungen, Musik…

Am 12. Februar veröffentlichte die Gießener Allgemeine Zeitung folgenden Artikel:

Vielfalt, die man schmecken kann -Pflege- und Förderzentrum St. Anna hat Projekt »Hand in Hand – niemals allein!« gestartet

Die Auszubildenden im Pflege- und Förderzentrum St. Anna sind eine bunt gemischte Gruppe. Viele von ihnen haben Wurzeln in anderen Ländern. Diese Vielfalt haben sie jüngst kulinarisch zum Ausdruck gebracht: Gemeinsam bereiteten sie einen Brunch-Nachmittag mit Spezialitäten aus ihren Herkunftsländern zu.

Dazu passt der folgende Text von Franz Fühmann (1922 – 1984, DDR-Autor):

Wenn sich die Völker im friedlichen Handel begegnen, tauschen sie nicht nur Bernstein und Salz und Lieder und Götter, sondern auch die Bezeichnungen dafür aus, und so erwerben Lehnwörter das Bürger- und Fremdwörter das Ansiedlerrecht.
An der gastlichen Tafel unserer Sprache ist die gesamte Menschheit versammelt und speist nicht nur englische Steaks mit französischer Sauce, wo die sprachliche Herkunft sich noch aus dem Wortbild ablesen lässt, sondern auch Pflaumen und Kirschen aus dem LateinischenDatteln vom Griechischen, Butter vom Skythen und Quark vom Polenrussisches Rebhuhnitalienische Kartoffelnholländische Matjess und Anchovis, türkischen Joghurtkeltisches Bier aus tschechischem Hopfen, und auch die Preiselbeeren zum Rehrücken sind im Moos dieser Sprache daheim. Das Gulasch kommt aus dem Ungarischen, die Feige wahrscheinlich aus dem alten Kreta, die Banane aus einer Kongosprache, die Kaper aus dem Persischen, die Mandel aus dem Syrischen, der Zucker aus dem Indischen, der Zimt aus dem Malayischen, die Schokolade aus der Inkasprache, und dazu raucht man indianischen Tabak und trinkt chinesischen Tee oder türkischen Kaffee und englischen Grog und französischen Kognak und lateinischen Wein und italienischen Sekt und türkischen Punsch und arabischen Arrak, und wen es einmal Känguru gibt, kommt das aus dem Australischen.

Und woher kommt die Nudelsuppe? – Die ist urdeutsch, und zwar stammen die Nudeln aus dem oberdeutschen Schwaben und die Suppe vom niederdeutschen Norden, woher aus derselben Wurzel -sup- auch das schöne Wort -saufen- stammt. Die Suppe haben dann übrigens andere Völker von uns Deutschen übernommen, so die Portugiesen und die Franzosen und von denen wieder die Engländer.

Ein Festmahl verbindet, wie ihr seht!

Nudelsuppe -Foto FreepikScreenshot

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